Wir arbeiten täglich mit Texten – egal, ob wir lesen oder ob wir selbst schreiben. Dabei transportiert der Text einen Inhalt. Ist ein Text schwer zu lesen, wird sein Inhalt auch schwieriger zu verstehen. Durch typografische Gestaltung lässt sich die Lesbarkeit von Texten verbessern. Die folgenden Einstellungsmöglichkeiten bilden die Grundlage für typografische Gestaltung und sollen dir einen einfachen Einstieg in das Thema bieten.
Wir lesen Texte gerne, wenn sie lesefreundlich sind. Wann ein Text per Definition lesefreundlich wirkt, ist nicht einfach zu sagen, da viele Faktoren eine Rolle spielen. Klare Formulierungen und logische Inhalte bilden die eine Seite: Wenn der Inhalt an sich schwierig ist, reduziert dies die Lesegeschwindigkeit.
Die andere Seite lässt sich durch typografische Gestaltung beeinflussen. Durch das Einstellen verschiedener Faktoren können wir gestalterisch für Lesbarkeit sorgen. Die folgenden Einstellungsmöglichkeiten sollen mit Richtwerten Orientierung dafür bieten. Beim Arbeiten mit Text sollten wir die andere Seite aber nicht ausklammern: Wofür gestalten wir den Text? Wie wird er wahrgenommen und wer ist die Rezipientengruppe? Es lohnt sich einen Text zu planen, bevor man ihn gestaltet.
Als Satzart wird die Ausrichtung der Zeilen eines Textes bezeichnet. Für Sprachen mit linksläufiger Leserichtung, wie im Deutschen, gibt es den links- und rechtsbündigen Flatter- und Rausatz, den Mittelachsensatz und den Blocksatz als gängige Satzarten.
Rechtsbündiger Satz gilt als nicht gut lesbar, da er entgegen unserer Leserichtung angeordnet ist. Mittelachsensatz ist nur für sehr kurze Textmengen geeignet, da es hier schwierig ist, die Zeilenanfänge zu finden.
Blocksatz bietet sich bei breiten Zeilen an, da bei kürzeren Zeilen die Wort- und Buchstabenabstände variieren und ein unruhiges Satzbild ergeben. Gut formatiert ist er besonders für längere Texte geeignet. Der Blocksatz nutzt die Fläche eines Textes effizienter. Er gilt allerdings für Leseanfänger als schwierig zu lesen.
Am lesefreundlichsten ist gut getrennter, linksbündiger Rausatz. Hier bleiben unabhängig von der Zeilenbreite die Wortzwischenräume gleich. Sowohl Rausatz als auch Blocksatz lassen sich durch Silbentrennung und Einzüge optimieren und besser gliedern.
Die Wahl der Schrift für ein Dokument ist für die Lesbarkeit eher nebensächlich. Eine Schrift kann erst durch ihre korrekte Einstellung lesefreundlich werden.
Natürlich sollte darauf geachtet werden, dass die ausgewählte Schrift leserlich ist. Die Proportionen der Ober- und Unterlängen, sowie der x-Höhe sollten gut ausbalanciert sein. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Schrift auch zum Lesen einlädt. Schnelles Lesen funktioniert nur dann, wenn das Interesse für den Inhalt groß genug ist. Wenn der Inhalt verständlich ist, kann eine einladende Schrift die Lesegeschwindigkeit erhöhen.
Es gibt im Übrigen keinen nachweislichen Unterschied, ob Serifenlose oder Serifenschriften besser lesbar sind. Sowohl als auch bieten Beispiele für lesefreundliche und leseunfreundliche Schriften. Bei der Schriftwahl ist neben typografischer Kenntnis auch gestalterisches Gefühl gefragt: Wirkt die gewählte Schrift passend zum Inhalt? Wirkt sie einladend und motivierend für das Leseerlebnis?
Die passende Schriftgröße ist abhängig von mehreren Faktoren: Die Größe des Dokuments, die Wahl der Schrift, der Betrachtungsabstand und die Situation, in der der Text gelesen wird, nehmen einen Einfluss auf die Wahl der richtigen Größe.
Als Lesegrößen werden die Schriftgrößen 9 – 12 Punkt empfohlen. Je nach Schriftart können die Größen jedoch unterschiedlich wirken, weshalb man in jedem Anwendungsfall einzeln entscheiden sollte und es keine allgemeingültige Empfehlung gibt. Schriften mit kleinen Mittellängen können zum Beispiel in 11 – 12 Punkt gut lesbar wirken. Eine Schrift mit großen Mittellängen kann auch in 9 – 10 Punkt lesefreundlich sein.
Um den Text durch Schriftgrößen zu gliedern, ist es sinnvoll, dass diese sich deutlich voneinander unterscheiden. So könnte bei einer Größe von 10 Punkt im Fließtext ein Zwischentitel 15 Punkt und eine Überschrift 20 Punkt groß sein, um einen deutlichen Kontrast zu erzeugen.
Das Einstellen der Zeilenbreite kann die Lesefreundlichkeit des Textes stark beeinflussen. Lange Zeilen wirken ermüdend und erschweren uns den Anfang der nächsten Zeile zu finden. Wenn die Zeilenbreite zu kurz gewählt wird, können wir leichter die nächsten Zeile finden, nutzen aber das Sehfeld und den Platz des Dokuments nicht effizient aus.
Für Texte wird zu mittleren Zeilenbreiten von 45 bis 60 Zeichen geraten. Ab ungefähr 55 Zeichen pro Zeile ergibt sich im Deutschen ein ruhiges Satzbild, da unsere Sprache dazu neigt, lange Worte zu bilden. Als Zeichen werden übrigens auch Leerzeichen gezählt.
Die Wahl der Zeilenbreite ist abhängig von der gewählten Schriftart, der Schriftgröße und der Satzform. Zeilenbreite und Zeilenabstand sind eng miteinander verknüpft.
Der Zeilenabstand wird von Grundlinie zu Grundlinie der Zeilen eines Dokuments gemessen. Die Standardeinstellung vieler Programme gibt für diesen Abstand 120% der Schriftgröße an. Je nach Zeilenbreite, gewählter Schrift und Schriftgröße sollte diese Einstellung angepasst werden.
Proportional zur Zeilenlänge sollte sich der Zeilenabstand erhöhen. Für kurze Zeilen bis zu 30 Zeichen sind mindestens 120% der Richtwert. Je länger die Zeile, desto höher sollte der Zeilenabstand gewählt werden.
Schriften mit niedriger x-Höhe haben in ihrem Schriftbild mehr Weißraum und vertragen einen geringeren Zeilenabstand als Schriften mit hohen x-Höhen.
Große Schriftgrößen, wie zum Beispiel bei Überschriften, vertragen auch einen niedrigeren Zeilenabstand als 120%. Je nach Größe kann hier auch ein negativer Zeilenabstand, also kleiner als die gewählte Schriftgröße, passend wirken!
Silbentrennung ist häufig in Textverarbeitungsprogrammen ausgeschaltet. Aber gerade in unserer Sprache ist es wichtig mit Silbentrennungen zu arbeiten, weil im Deutschen oft lange Wörter gebildet werden. Diese lassen einen Text unruhig wirken und erschweren das Textverständnis.
Das Einstellen der Silbentrennung kann beim linksbündigen Rausatz die Satzkante gleichmäßiger wirken lassen und beim Blocksatz große Löcher in den Zeilen ausgleichen. Dabei muss man allerdings in Kauf nehmen, dass sich an der rechten Satzkante Worttrennungen ergeben. Aus Gründen der Leserlichkeit sollten nicht mehr als 4 Silbentrennungen untereinander an der Satzkante stehen.
Beim Einstellen der Silbentrennung suchen wir also nach einem Kompromiss: eine Balance zwischen einem ästhetischen Maß an Silbentrennungen und einem ruhigen Satz, welcher den Lesefluss erhöht. In jedem Fall sollte darauf geachtet werden, dass der Sinn der getrennten Worte erhalten bleibt und man nicht über unschöne Trennungen stolpert.
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